Sonntag, 27. Januar 2008

Wir schaffen es uns mehrfach zu verfahren und ich frage mich allmählich wie man bei diesem Schliderschungel hier noch durchsehen soll! Im Grunde ist der Weg ganz einfach, aber mal stehen Hinweisschilder bzgl Abzweigungen VOR und mal bis zu 30 Meter HINTER den selbigen – manchmal folgt auch auf den Hinweis „Turn Left in 3 KM“ auch GAR NICHTS mehr, was einem dann auffällt, wenn man 6 Kilometer geradeaus und an der Kreuzung vorbei gefahren ist – das kann ja noch lustig werden im Outback!

Irgendwie schaffen wir es schließlich doch nach Geeborn und von dort aus zur vielumwobenen „Great Ocean Road“!
Leider ist das Wetter wieder ein wenig bewölkt, was beim Fahren jedoch den Vorteil hat, dass man sich die Klimaanlage und somit Sprit sparen kann! Heute fährt Marvin und ich nehme mir vor diese, als eine der „schönsten Strassen der Welt“ gerühmten Passagen vom Beifahrersitz aus zu genießen!
Ich werde ernüchtert:
keine Frage - der Ozean liegt zur linken und die Straße schlängelt sich für Stunden am selbigen entlang. Wunderschön! Aber irgendwie ist es immer das gleiche: In Neuseeland bin ich auch stundenlang neben dem Meer gefahren (Eastcape, South Island,...), zwischendurch hat sich die Landschaft aber auch mal geändert und auf der anderen Seite der Straße waren gewaltige Berge, Farnwälder, Seen, richtige Wälder,... Hier in Australien: ein paar steinige Klippen und ein bißchen Busch. Für hunderte Kilometer, durchsetzt von Backpackerdörfern!

Wir zweigen in Lorne ab und fahren zwanzig Kilometer ins Inland um einen Wasserfall anzuschauen und haben hier jede Menge Spaß. Man kann dem kleinen Bachverlauf neben und im Bach folgen, indem man vom Fuße des Wasserfalls von Stein zu Stein springt. Die Hinweisschilder „Beware of Snakes“ versuchen wir zu ignorieren und fühlen uns mit den anderen Touristen ziemlich sicher! Dazu trete ich meinem Sternzeichen gerecht werdend bei jedem Schritt im Busch oder in den Dünen wie ein wilder Stier auf. Mir egal, wenn mich jemand schief anguckt – die Schlangen nehmen dann hoffentlich ob der nahenden Kuhherde die Flucht in Angriff... ;)
Wir schießen etliche witzige Fotos – ich bin immer glücklicher mir die Kamera gekauft zu haben – und setzen unsere Fahrt abermals fort.


Waterfalls

Und den Bach entlang.

:)

Einige kleinere „Attraktionen“ lassen wir links liegen, da wir bis Samstag am Ayers Rock sein müssen um Johannes abzuholen (der dorhin fliegt um mit uns durch Outback zu fahren), was für uns eine Gewaltetappe von circa 3000 Kilometer in einer Woche bedeutet! Als wir an den „12 Aposteln“ ankommen halten wir aber wie alle Touris brav an und nehmen die großzügig angelegten Wege vom Autopark bis zur Aussichtsplattform dankbar an! Habe ich mich hierüber in Neuseeland noch etwas geärgert – was soll’s? Ärgern ändert nichts an der Erschließung schöner Dinge für den Massentourismus und nur weil ich für eine Aussicht eine Stunde durch den Busch waten würde, muss dass ja nicht jeder andere auch so machen wollen!

Hier dann aber auch wieder die Erkenntnis: egal wie viele Menschen sich ein paar vom Meer ausgewaschene Felsen angucken und auf Fotos in der ganzen Welt verbreiten: es bleiben ein paar Felsen, die vom Festland getrennt und vom Meer lustig geformt wurden.


Touristentum at it's best




Links in meiner rechten Gesichtshälfte: kein beginnender Hautkrebs sondern eine Fliege, die ÜBERALL sind!

Wir fahren noch bis Waranoomba, wo wir in einem „familienfreundlichen“ Lokal Essen gehen! Das bedeutet: die Salatbar ist inklusive (und überraschend lecker), die Preise äußerst human (zwei Personen, Flasche Wein, Vorspeise, Kaffee & Dessert knappe 35 Euro) und der Laden voll kreischender Kinder. Egal – die Küche telt sich das „Whaler’s Inn“ nämlich mit einem viermal so teurem Restaurant auf der anderen Seite des Gebäudes und für das Ersaprte ertrage ich auch kleine Kinder die laut plärren. Ich sage mir immer wieder, dass ich noch viel schlimmer war und schaffe es irgendwann die Drecksplagen zu ignorieren!

Beim Kaffee verfolgen wir noch das Tennisfinale aus dem Stadium, vor dem wir gestern noch standen und fahren dann etwas weiter um in einer Recreation-Area illegaler Weise im Auto zu nächtigen!

 


Montag, 28. Januar 2008

Der Tag beginnt mit dem Trockenlegen der Innenscheiben und Umbauen der Sitze. Das ist in wenigen Sekunden vollbracht und wenige Kilometer später erreichen wir am letzten Tag der Australia-Day-Ferien Portland, welches mit knapp 6000 Einwohnern nicht sehr viel zu bieten hat, dafür aber mit einer hübschen Strandpromenade und ein paar guten Cafés aufwartet, in denen wir dann auch lecker frühstücken.

Der Weg führt uns von nun an stundenlang durchs Hinterland mit einigen wenigen Ausblicken auf den Ozean, bis wir eine Abzweigung verpassen und wenige Kilometer später an einem Ortschild vorbeifahren: Southport! Darunter liest man: „A Port in the South“.
Zu Deutsch: „Südhafen – Ein Hafen im Süden!“! Okay! Dieser Ort hat 400 Einwohner und die dafür schönste Strandallee die ich hier bisher gesehen habe! Wer diese Route also einmal fahren sollte: Unbedingt vorbeifahren, den mehr als 600 Meter langen Pier entlangschlendern (und ich dachte der längste Pier der südlichen Hemisphäre steht mit 660 Metern inTolaga, Neuseeland) und danach in den Ozean springen :)


Southport - ein Port im Süden!


Auf dem Pier funktioniert auch noch dieser alte Schienenkarren...


Durch ein Geländerloch gespäht.

Wieder zurück, führt uns unsere Route über „Sandy Creek“ und „Police Point“ an einem Salzwasser-See-System vorbei, dass zu weiten Teilen völlig ausgetrocknet ist und daher oftmals den Eindruck einer Salzwüste vermittelt. Wir treten unseren 4WD durch entsprechendes Terrain und gelangen an das Ufer des Hauptsees, wo wir abermals ein paar Fotos machen und befinden uns schließlich kurz vor Adelaide auf dem Freeway.


Am Rande des Salzsees...

Im sehr dezimierten Seebett!


Nach fast 700 Kilometern bin ich etwas gerädert und will ankommen. Überall fahren Trucks im Schneckentempo mit 90 KM/H und die rechte Spur läuft gemütlich mit 130 KM/H vor sich hin. Ich reihe mich ein und sehe in einigher Entfernung auf dem Mittelstreifen einen Polizeiwagen stehen. Ich trete noch auf die Bremse, wobei ich mir denke, dass alle anderen genau so schnell sind wie ich (nämlich gute 20 KM/H über der 110-er Begrenzung), als ich auch schon an dem Wagen vorbei fahre, der sogleich seine Lichter zum blinken bringt und sich an meine Stoßstange klebt. Hier kommt er also, der erste Polizeikontakt. Ich benehme mich wie vom Bruder indoktriniert: links ran fahren, Motor aus, Fenster auf, Hände sichtbar aufs Lenkrad. Ein dicklicher Polizist gibt mir nuschelnd zu verstehen, auszusteigen und mit zu seinem Wagen zu kommen! Als er merkt, dass ich aus Deutschland komme, wechselt er in ein verständliches Englisch! Er habe mich mit 126 Kilometern gemssen. Ob es dafür einen Grund gibt? Ja klar, denke ich: ich bin 700 Kilometer vorbildlich gefahren, habe aber nun keine Lust mehr mich an die hießigen idiotischen Gesetze zu halten, Strafzettel sind mir egal und er kann mir die Füße küssen. Sagen tue ich, dass ich am überholen war. Auch dann, sei die Höchstgeschwindigkeit nicht zu überschreiten, werde ich belehrt, während ein BMW Z4 mit circa 200 KM/H an uns vorbeisaust! Ich grinse nur dumm, als er seine Strafzettelmappe öffnet, ihm der Wind in die Seiten fährt und er fast alles verliert! Ich gebe ihm Windschatten, damit er meinen Strafzettel schreiben kann. Wir reissen ein paar dumme Witze dabei und lachen viel! Er sagt mir, dass der Wagen größere Räder als die Serienmodelle habe und daher der Tacho wahrscheinlich weniger Geschwindigkeit anzeigt, als ich wirklich fahre. Wow – so was sollte mal in Deutschland passieren!
Ich glaube der Gute weiß, dass ich nicht vorhabe zu bezhalen, denn nachdem ich ihm sage, dass ich am 17.03 abreise, gibt er mir den Tip doch einfach um einen kurzen Zahlungsaufschub zu bitten... Oder so. Jedenfalls ist er so fröhlich, dass ich die ganze Situation amüsiert beobachte. Nur als ich den Zettel bekomme bin ich sprachlos: 300 Dollar für 16KM/H zu viel auf dem Highway, außerhalb geschlossener Ortschaften!??!
Wenn wir in Deutschland diesen Bußgeldkatalog einführen würden wäre der Staat saniert und Verkehrssünder pleite. Marvin kann ea auch nicht glauben! Übrigens muss ich auch noch 20 Dollar Bearbeitungsgebühr zahlen, denn ich war schließlich an einem kriminellen Akt beteiligt. Haha – den Zettel Rahme ich mir ein und bin gespannt, wann und ob ich in Deutschland Post von der australischen Polizei bekomme: meine hier genannte Adresse hat der nette Polizist auch noch falsch aufgeschrieben (statt Dover Heights Bellevue Heights) und so wird das wohl alles nichts werden...


Die örtlichen Behörden stellen mir einen Strafzettel aus! Vielen Dank :)

Wir verzweifeln bei der Suche nach einem Nachtplatz, da wir kurz vor Adelaide in den noblen Adelaide Hills sind. Hier gibt es zwar viel Busch, die einzigen Straßenbuchten sind jedoch Einfahrten staatlicher Häuser. Wir werden schließlich doch noch fündig und schlafen wieder im Auto, nachdem wir an einer Tankstelle unseren Polizisten wiedertreffen! Die Welt is klein!

 

Dienstag, 29. Januar 2008

Nach dem mittlerweile routinierten Trockenlüften und Umbauen des Autos ereichen wir gegen 8 Uhr Adelaide, checken in einem eher dürftigen Hostel ein und sagen uns, dass wir Morgen wieder auf der Straße sind und daher nicht meckern. Nach dreieinhalb Stunden Fußmarsch sind wir die ganz Stadt hoch und runter gelaufen und ich komme zu dem Fazit: nett! Nett ist ja auch die kleine Schwester von Schei**e, so sagt man und so kommt es mir auch vor. Leben in Australien: warum nicht – aber bitte niemals in Adelaide. Es ist klein und ohne nennenswerte Schönheit, dazu laut Reiseführer eine der konservativsten Orte in Australien.
Ich bin hier falsch!
Die Festivalhalle erinnert an einen armseligen Abklatsch der Oper aus Sydney. Ob die Akkustik in Adelaide wirklich besser ist als in Sydney: keine Ahnung! Ich hake Adelaide daher nun rasch und schmerzfrei unter „gewesen, angeguckt und weiter“ ab.


Festivalhalle in Adelaide


In der Fußgängerzone...


Gerne - aber nicht in Adelaide... :)


Bleibt die Flucht nach vorn...


Plöd?!


Marvin in der Fußgängerzone...

Morgen decken wir uns nochmal mit Wasser ein, checken alle Flüssigkeitsstände und was wir eben so selber können an unserem bisher anstandslos funktionierendem Auto und machen uns auf den Weg in die Wüste. Wenn hier in 14 Tagen kein Update steht, bitte die Behörden verständigen :)

Die geplante Route ist nun steil in den Norden: Ayers Rock, Alice Springs, Tennant Creek. Hier dann „rechts hoch“ und irgendwo müssen wir vom Highway ein paar hundert Kilometer über Sandpisten zu einer anderen Straße nach Cairns. Ob wir uns dass trauen, die Straße überhaupt befahrbar ist und wir genug Sprit dabei haben, dass sehen wir dann, wenn wir da sind! Immerhin haben wir CB – Funk und jeder weiß, wo wir langfahren wollen!

Viva la Outback – ich freu mich schon auf den Sternenhimmel (der die letzten zwei Nächte auch schon üppigst war) und verabschiede mich nun zum Abendessen!